DER BLAUDRUCK


BLAUDRUCK

Wer kennt wohl nicht die Leinen-, Baumwoll- oder Seidenstoffe mit den feinen Musterungen aus Punkten und Ornamenten, weiß auf blauem Grund.

Da dem Färben mit Indigo viel Geheimnisvolles zugedacht wurde, hat man von den Blaufärbern behauptet, sie können hexen und zaubern. 

Seit dem 13. Jahrhundert wurde in Oberösterreich umfangreicher Flachsanbau betrieben.
Die kühlen Nächte im Mühlviertel verhinderten ein schnelles Wachsen der Flachspflanzen und dadurch wurden die Fasern besonders stark und das daraus gewonnene Leinen äußerst strapazfähig.
Das Leinen aus dem Mühlviertel und aus Böhmen war daher sehr begeht.
Mitte des 18. Jahrhunderts erzeugten die Mühlviertler Webereibetriebe auf Webstühlen 1,9 Mio. Laufmeter Leinenstoff, der in der ganzen Monarchie verkauft wurde.
Um das Leinen wertvoller zu machen, brauchte man die Färber, um die Stoffe zu mangeln und zu färben.

Über die Entstehung des "Blaudrucks" gibt es eine Reihe von Geschichten und Theorien.
Man nimmt aber ziemlich sicher an, dass die Herstellung des Blaudrucks ihren Ursprung in Indien hat. Auch in China, Japan und Afrika ist die Technik bekannt.
Obwohl es rund um das Herstellungsverfahren viele Geheimnisse gab und die Rezepturen streng gehütet wurden, verbreitete es sich rasch von Deutschland aus über Österreich bis Ungarn und Rumänien.


RESERVEDRUCK

Auf die Textilien wird mit "Modeln" ein Abdeckmittel - der "Papp" - aufgebracht.
Die Rezeptur dieses Abdeckmittels ist in jeder Blaudruckwerkstatt anders und wird auch heute noch als "Färbergeheimnis" streng geheim gehalten.
Die Hauptbestandteile sind Gummi arabicum, Pfeifenton (Kaolin), Grünspan, Talg, Salpetersaures Blei usw. (Auszug aus dem Rezeptbuch von Josef Zötl/Färbermuseum Gutau). 

Da der Indigo-Farbstoff nur auf der Oberfäche haftet, kommt kein Farbstoff auf die Stellen, die mit "Papp" bedruckt sind.
Nach der Färbung wird der "Papp" ausgewaschen und die weißen Muster kommen zum Vorschein.

MODEL - der Schatz des Blaudruckers


Zum Bedrucken der Textilien mit dem "Papp" wurden "Model" verwendet. 

Diese Druckstöcke, aus Birnbaum- oder Buchsbaumholz, meist dreifach verleimt, werden vom "Modelstecher" in kunstvoller Handwerktechnik hergestellt.

Ursprüglich wurden sie wie ein Relief aus dem Holz geschnitten, später dann mit Messingstiften und Plättchen ergänzt.
Die Seitenlänge der Model beträgt in der Regel rund 20 bis 25 cm.

Zur Orientierung und zum passgenauen Ansatz findet man an den Ecken Rapport- oder Ansatzstifte, die ein zusammenhängendes Auftragen der Muster ermöglichten. 
An diesen Ansatzstiften kann man auch den echten Handdruck von maschinell hergestellten Blaudruckstoffen unterscheiden.

Der Model-Bestand einer mittelgroßen Blaudruckwerkstatt umfasste etwa 500 Stück und war der Schatz einer Blaudruckwerkstatt.
Unser Modelschatz im Färbermuseum besteht derzeit aus einer Sammlung von rund 200 Stück mit verschiedenen Mustern und Ornamenten.

 
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